Passives vs. Aktives Investieren: Welche Methode ist die richtige für dich?

9/8/20249 min lesen

Einleitung

Wenn es um die Geldanlage geht, stehen viele Privatanleger vor einer entscheidenden Frage: Soll ich mein Geld aktiv managen und versuchen, durch geschicktes Stockpicking den Markt zu schlagen? Oder wähle ich den passiven Ansatz und setze auf kostengünstige Indexfonds (ETFs), die den Markt lediglich abbilden? Beide Ansätze haben ihre Befürworter - während die einen die Flexibilität und die Chance auf Überrenditen bei aktiven Strategien betonen, schätzen die anderen die Einfachheit und die langfristig oft höheren Renditen des passiven Investierens.

Passives Investieren basiert auf der Idee, dass es sehr schwierig ist, den Markt langfristig zu schlagen. Studien wie der SPIVA-Report zeigen, dass mehr als 80 % der aktiv verwalteten Fonds ihre Benchmarks über einen Zeitraum von zehn Jahren nicht übertreffen können. Auf der anderen Seite gibt es durchaus erfolgreiche aktive Fondsmanager, die durch Marktkenntnis und Timing einen Mehrwert erzielen können.

Doch welche Strategie ist die richtige für dich? Diese Frage hängt stark von deinen persönlichen Zielen, deiner Risikobereitschaft und der Zeit ab, die du in dein Portfolio investieren möchtest. In diesem Artikel werfe ich einen detaillierten Blick auf beide Ansätze und gebe dir eine fundierte Entscheidungshilfe an die Hand.

Was ist Aktives / Passives Investieren?

Passives Investieren basiert auf der Idee, dass es schwierig - wenn nicht unmöglich ist - den Markt langfristig zu schlagen. Statt also zu versuchen, den besten Zeitpunkt für einen Kauf oder Verkauf zu finden oder die besten Einzeltitel auszuwählen, investiert der passive Anleger in einen gesamten Markt oder Index. Dies geschieht in der Regel über börsengehandelte Fonds (ETFs), die einen Index - wie den DAX, den S&P 500 oder den MSCI World - möglichst genau abbilden. Ziel ist es, die allgemeine Marktrendite zu erzielen, anstatt aktiv höhere Gewinne anzustreben.

Passives Investieren hat klare Vorteile: Es ist weniger zeit- und kostenintensiv, da keine teuren Fondsmanager oder umfangreiche Marktanalysen notwendig sind. Der Anleger kauft den Markt „im Paket“ und kann von der langfristigen Wertsteigerung des Marktes profitieren. Insbesondere für langfristig orientierte Anleger, die auf den Zinseszinseffekt setzen, hat sich dieser Ansatz als überdurchschnittlich rentabel erwiesen.

Was ist Passives Investieren?

Was ist Aktives Investieren?

Aktives Investieren hingegen zielt in der Regel darauf ab, den Markt zu schlagen. Dabei wählt der Anleger - oder ein professioneller Fondsmanager - gezielt Aktien, Anleihen oder andere Wertpapiere aus, von denen er erwartet, dass sie sich besser entwickeln als der Gesamtmarkt. Dies kann durch Stock Picking (die gezielte Auswahl einzelner Wertpapiere) oder durch Market Timing (das Abschätzen günstiger Kauf- und Verkaufszeitpunkte) geschehen.

Aktives Investieren bietet die Chance auf höhere Gewinne, birgt aber auch höhere Risiken und erfordert viel Zeit und Marktkenntnis. In der Regel fallen auch höhere Kosten an, da entweder Fondsmanager bezahlt werden oder durch das häufigere Handeln im Vergleich zum ETF-Sparen hohe Transaktionskosten anfallen. Zudem zeigen Studien, dass es den meisten aktiven Managern schwerfällt, den Markt langfristig zu übertreffen.

Vor- und Nachteile des passiven Investierens

  1. Geringe Kosten: Einer der größten Vorteile des passiven Investierens ist die Kosteneffizienz. Da keine aktiven Fondsmanager bezahlt werden müssen und weniger Transaktionen erforderlich sind, sind die Verwaltungskosten deutlich niedriger. ETFs (Exchange Traded Funds), die typischerweise die Basis für passives Investieren bilden, haben in der Regel jährliche Verwaltungsgebühren von weniger als 0,5 %, während aktiv gemanagte Fonds oft Gebühren von über 1,5 % verlangen.

  2. Breite Diversifikation: Passives Investieren über ETFs ermöglicht es Anlegern, mit einer einzigen Investition in viele Unternehmen gleichzeitig zu investieren. ETFs wie der MSCI World oder der S&P 500 decken Hunderte von Unternehmen aus verschiedenen Branchen und Ländern ab. Diese breite Streuung reduziert das Risiko, da Verluste einzelner Aktien oft durch Gewinne anderer ausgeglichen werden. In der Finanzwissenschaft spricht man davon, dass das unternehmensspezifische Risiko eliminiert wird. Man erreicht durch diese maximale Diversifikation die gleiche Renditeerwartung bei geringerem Risiko, weil das unternehmensspezifische Risiko - das Risiko einer Pleite eines einzelnen Unternehmens - durch das Investieren in tausende Unternehmen ausgeglichen wird.

  3. Weniger Zeitaufwand: Ein großer Vorteil des passiven Investierens ist der geringe Zeitaufwand. Anleger müssen nicht ständig den Markt beobachten oder einzelne Aktien analysieren. Einmal investiert, kann das Portfolio einfach laufen gelassen werden. Die einzige regelmäßige Aufgabe besteht darin, das Portfolio von Zeit zu Zeit durch Rebalancing anzupassen, um die ursprüngliche Asset-Allokation beizubehalten.

  4. Langfristig höhere Renditen: Letztendlich führt vor allem die Kosteneffizienz des passiven Investierens zu langfristig höheren Renditen. Studien haben gezeigt, dass aktive Fondsmanager es schwer haben, den Markt dauerhaft zu schlagen. Das liegt daran, dass Fondsmanager viel aktivistischer agieren - unter anderem um ihre Arbeit zu rechtfertigen. Die daraus resultierenden Transaktionskosten bescheren dem Fondsmanager einen natürlichen Nachteil. Der SPIVA-Report von S&P Dow Jones zeigt, dass über einen Zeitraum von zehn Jahren etwa 80-90 % der aktiv gemanagten Fonds schlechter abschneiden als ihre Benchmark-Indizes​. 

Vorteile

Nachteile

  1. Keine Chance auf Outperformance: Da passive Anleger lediglich dem Markt folgen, ist es nicht möglich, eine höhere Rendite als die Marktrendite zu erzielen. Wer den Markt schlagen will, muss auf aktive Strategien setzen. Insbesondere in Bullenmärkten, in denen einzelne Aktien besonders stark steigen, kann dies ein Nachteil sein.

  2. Volle Abhängigkeit vom Markt: Passives Investieren bedeutet, dass Anleger den Marktschwankungen vollständig ausgesetzt sind. In Phasen, in denen der Markt fällt, fällt auch das Portfolio, ohne dass der Anleger aktiv eingreifen kann. Dies kann in Krisenzeiten zu größeren Verlusten führen.

  3. Kein aktives Risikomanagement: Da passives Investieren auf den Marktindex beschränkt ist, gibt es wenig Spielraum für aktives Risikomanagement. Anleger können nicht flexibel auf kurzfristige Markttrends oder Risiken reagieren. In volatilen Märkten kann dies zu höheren Verlusten führen als bei einem aktiv gemanagten Portfolio.

Vor- und Nachteile des aktiven Investierens

  1. Potenzial für Überrendite: Der größte Vorteil des aktiven Investierens ist die Möglichkeit, den Markt zu schlagen und eine höhere Rendite zu erzielen als die allgemeine Marktentwicklung. Aktive Fondsmanager nutzen Strategien wie Stock Picking (Auswahl einzelner Aktien) oder Market Timing (Kaufen und Verkaufen zu günstigen Zeitpunkten), um Unternehmen oder Branchen zu identifizieren, die sich potenziell besser entwickeln als der Gesamtmarkt. Erfolgreiche aktive Investoren oder Fondsmanager können in Zeiten von Marktverwerfungen oder Krisen schneller auf neue Chancen reagieren und so von Unterbewertungen profitieren.

  2. Flexibilität und aktives Risikomanagement: Aktive Anleger haben die Möglichkeit, ihr Portfolio flexibel an die Marktgegebenheiten anzupassen. Bei negativen Entwicklungen können sie gezielt in defensive Aktien oder alternative Anlageklassen wie Anleihen umschichten, um Verluste zu minimieren. Sie können auch Unternehmen oder Branchen untergewichten, die ihrer Meinung nach überbewertet sind oder sich in einer schwierigen Phase befinden.

  3. Spaß an der Tätigkeit: Für einige der aktiven Anleger ist das Analysieren von Wertpapieren und Verfolgen der Marktentwicklungen der größte Vorteil. Viele Hobby-Investoren entscheiden sich - zumindest mit einem kleinen Teil ihres Portfolios  - für eine aktive Anlagestrategie, weil Ihnen die Tätigkeit des Stock Pickings oder der Gedanke an eine potenzielle Überrendite Spaß bereitet.

Vorteile

Nachteile

  1. Hohe Kosten: Ein wesentlicher Nachteil des aktiven Investierens sind die höheren Kosten. Fondsmanager, Research-Teams und die regelmäßigen Transaktionen verursachen hohe Gebühren, die langfristig die Rendite deutlich schmälern können. Diese Verwaltungskosten können sich auf über 1,5 % pro Jahr belaufen, was im Vergleich zu den deutlich niedrigeren Kosten passiver Fonds ein erheblicher Nachteil ist. Wenn man die aktive Geldanlage selbst in die Hand nimmt, werden häufig Transaktionskosten fällig, wenn man häufig einzelne Wertpapiere kauft oder das Portfolio umgeschichtet wird.

  2. Schwierigkeit, den Markt zu schlagen: Studien zeigen, dass es für die meisten aktiven Fondsmanager schwierig ist, den Markt langfristig zu übertreffen. Über einen Zeitraum von fünf oder mehr Jahren gelingt es nur 10-20 % der Fondsmanager, ihre Benchmark zu übertreffen. Dies liegt häufig daran, dass die hohen Kosten des aktiven Managements die Renditen schmälern und der Markt insgesamt sehr effizient ist. Selbst wenn ein Manager in einem Jahr erfolgreich ist, gelingt es nur wenigen, diese Outperformance über längere Zeiträume zu wiederholen. Wenn es also selbst Profis kaum gelingt, eine Überrendite zu erwirtschaften, wird dies den meisten Privatanlegern kaum gelingen.

  3. Zeitaufwand und Komplexität: Aktives Investieren erfordert umfangreiche Marktanalysen, kontinuierliche Beobachtung und die Fähigkeit, schnell auf Entwicklungen zu reagieren. Dies erfordert entweder viel Zeit und Wissen des Anlegers selbst oder die Beauftragung eines Fondsmanagers. Für Privatanleger kann es schwierig sein, die Zeit und das Fachwissen aufzubringen, um den Markt kontinuierlich zu beobachten und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Historische Performance: Passiv vs. Aktiv

Verschiedene Studien und Berichte wie der SPIVA Report von S&P Dow Jones zeigen, dass die Mehrheit der aktiven Fondsmanager nicht in der Lage ist, den Markt über längere Zeiträume zu schlagen. Der SPIVA-Report zeigt, dass etwa 80-90% der aktiv verwalteten Fonds über Zeiträume von fünf, zehn oder mehr Jahren schlechter abschneiden als ihre gewählten Benchmarks. Dies liegt unter anderem an den hohen Gebühren und Transaktionskosten aktiv verwalteter Fonds sowie an der Schwierigkeit, den Markt durch aktives Stockpicking oder Market Timing kontinuierlich zu übertreffen.

Aktives Investieren schneidet oft schlechter ab

Wann sich Aktives Investieren lohnt

Es gibt jedoch auch Situationen, in denen aktive Strategien vorübergehend besser abschneiden können, insbesondere in Phasen starker Marktverwerfungen oder sehr volatiler Märkte. In Krisenzeiten wie der Finanzkrise 2008 oder dem COVID-19-Crash 2020 konnten einige aktive Fonds die Verluste begrenzen oder gezielt auf unterbewertete Aktien setzen. Dennoch bleibt die Herausforderung, solche Phasen zu antizipieren und entsprechend erfolgreich zu agieren.

Welche Strategie passt zu mir?

  1. Langfristige Ziele und wenig Zeitaufwand: Passives Investieren eignet sich besonders für Anleger, die langfristige Ziele verfolgen, wie zum Beispiel die Altersvorsorge oder den Vermögensaufbau über mehrere Jahrzehnte. Da du mit passiven Strategien - wie dem Investieren in ETFs - die Marktrendite anstrebst, profitierst du vom langfristigen Marktwachstum und vermeidest den Aufwand, den Markt ständig analysieren zu müssen. Passives Investieren ist also ideal, wenn du wenig Zeit für die Überwachung deines Portfolios hast und trotzdem eine solide Rendite erzielen möchtest.

  2. Risikobewusste Anleger: Wenn du ein risikoscheuer Anleger bist, kann passives Investieren die bessere Wahl sein. Durch die breite Diversifikation, die ETFs bieten, reduzierst du das Risiko, das Verluste einzelner Aktien dein gesamtes Portfolio belasten. Passives Investieren schützt dich davor, von kurzfristigen Marktbewegungen mitgerissen zu werden und zu emotional zu reagieren, was oft zu suboptimalen Entscheidungen führt.

Passives Investieren: Die ideale Wahl für langfristig orientierte Anleger

Aktives Investieren: Für erfahrene und engagierte Anleger

  1. Kurzfristige Gewinnchance und Marktkenntnis: Aktives Investieren eignet sich am besten für Anleger, die über ein fundiertes Marktverständnis verfügen und bereit sind, Zeit und Mühe in die Analyse von Unternehmen, Branchen und Wirtschaftstrends zu investieren. Wer bereit ist, Zeit in die Beobachtung von Aktienkursen und die Identifizierung von Unter- und Überbewertungen zu investieren, kann mit aktivem Investieren potenziell höhere Renditen erzielen.

  2. Volatilität nutzen: Auch wenn ich prinzipiell von dem Versuch abrate, Market Timing zu betreiben, kann es in volatilen Marktphasen, während Krisen oder Marktkorrekturen kann es für aktive Anleger möglich sein, durch gezieltes Market Timing Verluste zu vermeiden oder sogar Gewinne zu erzielen. Aktive Anleger können in solchen Zeiten flexibel reagieren und ihr Portfolio schnell anpassen, um Chancen zu nutzen oder Verluste zu minimieren.

  3. Spezialisierung auf Nischenmärkte: Wenn du dich auf bestimmte Branchen oder Nischenmärkte spezialisierst, wie zum Beispiel Technologie, erneuerbare Energien oder kleine Wachstumsunternehmen, kann aktives Investieren dir die Möglichkeit bieten, von speziellen Marktkenntnissen zu profitieren. In diesen Nischenmärkten haben aktive Fondsmanager oft eine bessere Chance, den Markt zu schlagen.

Kombination: Das Beste aus beiden Welten

Viele Vermögensverwalter und Finanzexperten empfehlen eine Kombination aus passiven und aktiven Strategien. Du kannst beispielsweise den Großteil deines Vermögens passiv in breit gestreute ETFs investieren, um von den Vorteilen niedriger Kosten und der Diversifizierung zu profitieren, und einen kleineren Teil aktiv verwalten, um gezielt in einzelne Aktien oder Branchen zu investieren, die du gut kennst und von denen du ein überdurchschnittliches Wachstum erwartest.

Ein solches Portfolio nennt man Core-Satellite-Portfolio. Es besteht aus einem Kern (Core) und einzelnen Satelliten (Satellite). Den Kern bilden in der Regel passive Anlagen wie ETFs, die den Markt abbilden. Er sichert dir Stabilität und eine langfristige Rendite und macht in den meisten Fällen 60-80 % des Portfolios aus. Den restlichen Teil stellen die Satelliten dar. Diese stehen stellvertretend für aktive Investitionen in Einzelaktien oder konzentrierte Themen-ETFs, die für eine Überrendite sorgen sollen.

Ein solches Core-Satellite-Portfolio versucht die Vorteile beider Anlagestrategien zu kombinieren und ermöglicht es interessierten Privatanlegern, sich an Stock Picking oder Market Timing zu versuchen und damit eine potenzielle Überrendite zu erzielen, ohne dabei die grundlegende Stabilität und Kosteneffizienz für den langfristigen Vermögensaufbau zu verlieren.

Fazit

Die Wahl zwischen passivem und aktivem Investieren hängt stark von deinen individuellen Zielen, deiner Risikobereitschaft und dem Zeithorizont ab. Passives Investieren ist ideal für Anleger, die langfristige Ziele verfolgen, eine geringe Kostenstruktur bevorzugen und wenig Zeit für die aktive Verwaltung ihres Portfolios aufwenden möchten. Mit breit gestreuten ETFs profitierst du von der allgemeinen Marktentwicklung und reduzierst durch Diversifikation das Risiko.

Auf der anderen Seite bietet aktives Investieren die Möglichkeit, den Markt zu schlagen – wenn auch mit höherem Risiko und Aufwand. Diese Strategie eignet sich für erfahrene Anleger, die sich intensiv mit dem Markt beschäftigen und bereit sind, Zeit und Kosten in das Monitoring und die Analyse ihrer Anlagen zu investieren.

Für viele Anleger kann es sinnvoll sein, beide Ansätze zu kombinieren – in Form eines Core-Satellite-Portfolios. Der Kern besteht aus stabilen, passiven Anlagen, während kleinere, aktiv gemanagte Positionen gezielte Marktchancen wahrnehmen.

Letztlich hängt die beste Strategie davon ab, wie viel Zeit und Engagement du in deine Geldanlage investieren möchtest und welche Renditeziele du verfolgst.